Sojabohne – ein Neuling am Niederreihn

Sojabohne – ein Neuling am Niederreihn

Landwirtschaft im Rhein-Kreis Neuss
Sojabohne – ein Neuling am Niederrhein

„Sie passt zum Niederrhein mit seinen Fruchtfolgen und hat das Zeug, den heimischen Eiweiß-bedarf zu bedienen.“ Oliver Krause, Fachberater bei Moland Agrarhandel in Erkelenz, wurde vor neun Jahren vom „Virus Sojabohne“ erfasst und mit ihm im Vorjahr auch Landwirt Tobias Wind-bergs aus Korschenbroich. Der Grund: Es könne doch nicht sein, dass der Anbau weltweit flo-riert und in Deutschland heute mit gerade einmal 28.000 Hektar Anbaufläche so zurückhängt. Mit der Gründung der Sojaanbaugemeinschaft Rheinland und aktuell 180 Hektar Anbaufläche ist immerhin das Durchstarten angesagt. Und seit 2018 ist auch Tobias Windbergs mit 14 Hektar Sojabohnenanbauer.
Besondere Blickfänge sind die Sojabohnenfelder nicht gerade. Was da im tiefen Grün dicht bei dicht wächst, das könnten ebenso gut Buschbohnen sein. Trotzdem fragen Vorbeikommende gelegentlich, was denn da neben der Gerste, den Rüben und dem Mais sprieße. „Mit den Leu-ten kommt man dann schnell ins Gespräch“, berichtet Oliver Krause. Auf deren großes Interesse stößt oft die Besonderheit der Leguminosen mit ihrem Trick, dass die Wurzeln Knöllchen-Bakterien ansetzen, die Stickstoff aus der Luft binden. Auf diese Weise sorgt die Sojabohne für ihren eigenen Dünger.
Jedenfalls ist die unscheinbare Sojabohne nicht eine Ackerfrucht wie jede andere. „Weil sie min-destens acht Grad Celsius im Boden braucht, wird sie Ende April, Anfang Mai gesät“, fachsim-pelt Tobias Windbergs. „Günstig ist ein feinkrü-meliges, ebenes Saatgut, in dem das Korn auf 2 bis 2,5 Zentimeter Saattiefe auf den feuchten Boden abgelegt wird.“ Das Korn soll sofort Was-ser aufnehmen. Und da hat das kühle und tro-ckene Frühjahrswetter dem Landwirt in diesem Jahr nicht gerade in die Karten gespielt. Und trotzdem stehen die jungen Pflanzen jetzt, Anfang Juli, wie eine „1“ auf dem Feld.
Auch der niederrheinische Feldfrucht-Newcomer bezieht seine Wirtschaftlichkeit durch öffentli-che Förderung. „Wir hoffen, dass sich das irgendwann ändert und der Anbau dann so etabliert ist, dass er sich allein trägt“, erklärt Windbergs. Beim Start dieser Kultur in diesem Landstrich vor zehn Jahren wurden 2,5 Tonnen auf den Hektar geerntet, und 2017 waren es 3,8 Tonnen. Das hört sich schon gut an, aber Praktiker und Berater sind sicher, dass da noch eine Menge Luft nach oben ist.
Diese Feldfrucht wird als eine Bereicherung der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft gesehen. Positiv einzuschätzen ist der geringere Verbrauch an mineralischen Stickstoffdüngern, und so-gar die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit wird gelobt. „Unbedingt gefordert ist der Einsatz von nicht genverändertem Saatgut“, betont Tobias Windbergs. Kräftiger Rückenwind kommt auch von den Molkereien, die kürzlich entschieden haben, dass auf nur noch GVO- (von genver-änderten Organismen) freies Eiweißfutter umgestellt werden muss. „In diese Lücke stoßen wir mit unserem Soja hinein“, erklärt Krause.
Familie Windbergs, die gemeinsam den typischen niederrheinischen Gemischtbetrieb leitet, sammelt noch Erfahrungen. Dabei steht ihnen Fachberater Oliver Krause stets zur Seite. Für Kreislandwirt Wolfgang Wappenschmidt ist der Sojaeinstieg wieder einmal der Beweis dafür, „wie professionell und unternehmerisch unsere Junglandwirte agieren“.

aus Neuss-Grevenbroicher Zeitung vom 16.07.2019